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Liebe Leserin, lieber Leser, hier lesen Sie am jeweils letzten Freitag im Monat einen neuen #MonatsImpuls, geschrieben von unseren Pfarrerinnen und Pfarrern im Evangelischen Dekanat Ingelheim-Oppenheim.
Liebe Lesende,
Was für Tage liegen hinter uns!
Immerfort neue Naturkatastrophen, die uns überdeutlich machen, dass der Klimawandel längst da ist, die Wahlen in den USA mit dem bekannten Ausgang, gerade auch mit Blick auf Klimaschutz, Ende der Regierungskoalition. Wahlkampf auf allen Kanälen und wenig Aussicht auf Einsicht.
Noch dazu das Erinnern an die Ereignisse am 9.11.1938 und am 9.11.1989 – Wendemarken in der Deutschen Geschichte, der Volkstrauertag und persönliche Geschichten am Ewigkeitssonntag
Eine große Sehnsucht nach Frieden, nach Beständigkeit keimt auf. Doch letzterer wird immer ein Stück Illusion bleiben. Leben an sich ist nicht beständig, sondern vergänglich. Immer in Veränderung. Unsere Chance als vernunftbegabte Wesen besteht darin, Veränderung zu leben und zu gestalten.
Ob im Frühjahr eine neue Regierungskoalition, unsere kirchlichen Nachbarschaften oder ein ganz privates Vorhaben.
Die Sehnsucht nach Frieden ist ein wichtiger Antrieb dabei.
Schon zu allen Zeiten haben sie es gewusst: Nur im Frieden kann man gut leben. Nur im Frieden gibt es eine Zukunft. Das erzählen sich Menschen, die im Frieden leben, um ihn zu bewahren. Und das erzählen sich Menschen, deren Frieden in Gefahr – oder sogar fern – ist, um einander Kraft zu geben und die Hoffnung wach zu halten.
Christen und Christinnen glauben an das Menschenkind Jesus Christus, von einer Frau in die Welt geboren und mit göttlicher Kraft, den Frieden auf die Welt zu bringen.
Noch heute erzählen wir von ihm: Wie klein er geboren wurde. Dass er Grenzen des Möglichen durchbrach. Dass er von Gott wusste, was keiner wusste. Dass dieses Kind reine Hingabe war, ein Segen, Schalom.
Aber wir erzählen auch, dass Menschen Jesus geschlagen und getötet haben.
Ein Spiegelbild unserer Welt also.
Wir leben in düsteren Zeiten. Und da fröhlich den ‚lieben Advent‘ ansagen? Mir fällt das schwer.
Ich will mir aber den Blick nicht verstellen auf das, was Weihnachten eigentlich bedeutet: Gott ist Mensch geworden! Mensch geworden in einer Welt, die schon damals unter Zwängen und Machtansprüchen gelitten hat - und bis heute leidet. Genau in diese Situation ist Gott zu uns Menschen gekommen. Klein, arm, schutzlos als Kind in einem Viehstall.
Alle Jahre wieder kann die Weihnachtsgeschichte daran erinnern, dass bei Gott nicht etwa diejenigen Menschen hoch im Kurs stehen, die im üblichen Sinne super sind. Nicht die Reichen und Schönen, die Erfolgreichen und Überflieger, die Karrieristen und Siegertypen. Sondern diejenigen, die in den Augen unserer Welt wenig bis nichts gelten.
Die sogenannten kleinen Leute, die eher am Rande stehen und kaum Beachtung finden. Diejenigen, die allzu oft übers Ohr gehauen und wegen ihrer Gutmütigkeit ausgenutzt werden. Diejenigen, die sich für eine bessere Welt einsetzen und deshalb als realitätsfremde Spinner verlacht werden. Die aus den Ställen, von den Feldern bei den Hürden.
Gott steht auf Seiten der Schwachen und Benachteiligten. Das hat später der erwachsene Jesus nicht nur verkündet, sondern auch gelebt. Jesus hat denen Liebe geschenkt, die sonst keiner liebte. Ist auf die zugegangen, die sonst niemand eines Blickes würdigte. Hat denen ein Selbstwertgefühl gegeben, die in der Gosse lagen und als Abschaum galten. Indem er ganz für sie da war, hat er ihnen vermittelt, was Seligkeit eigentlich meint: sich nicht allein und verlassen zu fühlen.
Gottes Liebe lässt keinen Spielraum für Intrigen, Missgunst, für Eigennutz, schon gar nicht für Gewalt und Diffamierung. Wer sich abschätzig über andere äussert, stellt sich gegen Gottes Liebe. Schlicht und einfach!
Das Kind in der Krippe ist viel mehr als nur frommer Jahresend-Balsam! Es stellt uns vor die Gretchenfrage: Vertrauen wir Gottes Liebe - oder eben nicht?
E-Mail: harald.esders-winterberg(at)ekhn.de
Zur Website der Kirchengemeinde Ober-Saulheim
Zu den Websites der Kirchengemeinden Partenheim und Vendersheim
Vertrauen hat Platz für Veränderung, auch wenn vielleicht Altbekanntes zurückbleibt.
Die Kirche in Ober-Saulheim ist ein beredtes Beispiel dafür: Altvertraut und doch ganz neu. Offen für neue Erfahrungen und Erlebnisse. Wie auf dem Weg nach Emmaus, der im Fensterbild die Kirche prägt.
Ich wünsche uns allen Vertrauen in dieser Advents- und Weihnachtszeit, dass wieder neue Hoffnung einzieht in unsere Welt. Hoffnung auf ein friedliches Miteinander, Hoffnung auf ein Verstehen zwischen Menschen, die sich zunächst noch fremd sind. Hoffnung auch darauf, dass sich zwischen den feindlichen Parteien im Krieg in Israel oder der Ukraine, Erbarmen und Verständnis durchsetzen – anstelle von Zerstörung und Gewalt.
In diesem Sinne wünscht Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und einen guten Start in das Jahr 2025
Ihr Pfarrer Harald Esders-Winterberg
Liebe Leserin, lieber Leser,
Die politischen und die kirchlichen Grenzen sind in Rheinhessen nur selten deckungsgleich. Das mag den meisten Menschen egal sein, für die Notfallseelsorge wird es aber unübersichtlich: so ist die Notfallseelsorge Mainz-Bingen für den gesamten Landkreis zuständig, der von Hillesheim im Südosten bis nach Henschhausen im Nordwesten reicht. Kirchlich gehört Hillesheim aber zum Dekanat Worms-Wonnegau, Henschhausen nicht einmal mehr zum Kirchengebiet der EKHN, sondern wie die ganze Verbandsgemeinde Rhein-Nahe zur Evangelischen Kirche im Rheinland mit Sitz in Düsseldorf. Warum das so ist? Die Landeskirchen entsprechen noch den Staatsgrenzen von 1918, und zu diesem Zeitpunkt gab es eben noch kein Land Rheinland-Pfalz.
In diesem „Spannungsfeld“ von staatlichen und kirchlichen Strukturen, von der Einbindung der Notfallseelsorge in den Katastrophenschutz und der Trägerschaft in den evangelischen Dekanaten bewege ich mich seit der Gründung der Notfallseelsorge Mainz-Bingen 2006 – und fahre auch quer durch den Landkreis, 64 km von Hillesheim nach Henschhausen.
Allein auf dem Weg zum Einsatz singe ich gern im Auto – insbesondere das Lied (EG 590) „Herr wir bitten: Komm und segne uns“ und hier die Strophe: „In das Leid der Welt, hast du uns gestellt, deine Liebe zu bezeugen“. Das Singen und natürlich die Verinnerlichung des Textes geben mir Kraft für den bevorstehenden Einsatz.
Wir werden vom Rettungsdienst, der Polizei oder der Feuerwehr gerufen, um Menschen zu betreuen, die ganz plötzlich mit großem Leid konfrontiert werden, weil etwa ein Angehöriger erfolglos reanimiert wurde, sich suizidiert hat oder Opfer eines Unfalls wurde. Da ist durchaus Eile geboten, weil wir die Einsatzkräfte vor Ort ablösen, die schnell wieder einsatzbereit sein müssen. Aber anders als im Rettungsdienst und bei der Polizei zählt bei uns nicht jede Minute, bis wir eintreffen – die Toten bleiben zunächst vor Ort und werden erst nach der zweiten Leichenschau für den Bestatter freigegeben, bis dahin vergehen oft Stunden.
Diese schwere Zeit im Angesicht des Todes stehen wir mit den Hinterbliebenen durch, bis auch wir die Betreuung weitergeben können – an Familienangehörige und andere den Betroffenen nahe stehende Personen, die in der Zwischenzeit dazugekommen sind. Dabei leitet uns eine Aufforderung des Apostels Paulus aus dem Galaterbrief: „Einer trage des Anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal. 6,2)
Unterwegs im Auftrag unseres Herrn Jesus Christus sind wir immer, auch wenn viele der von uns Betreuten keinen Bezug mehr zu Gott und keine Erwartung an die Kirche haben. Doch selbst in diesen Fällen wird ein Gebet für die Verstorbenen meist nicht abgelehnt, sondern als Ritual des Übergangs vom Leben zum Tod als wohltuend empfunden.
E-Mail: johannes.hoffmann(at)ekhn.de
Hier bieten wir gegenüber anderen Anbietern von psychosozialer Notfallversorgung einen entscheidenden Mehrwert: Wir können nicht nur zuhören, strukturieren und versuchen, die Menschen wieder handlungsfähig zu machen, sondern wir sprechen auch eine spirituelle Dimension an. Die Kirche hat fast 2000 Jahre Erfahrung damit, menschliches Leid in Worte zu fassen und vor Gott zu bringen. Auf diese Erfahrung können wir bauen, auch nachts um 2:34 Uhr in Henschhausen mitten im Hügelland des Hunsrücks.
Pfarrer Johannes Hoffmann, arbeitet seit 2005 im Dekanat Ingelheim-Oppenheim, seit 2015 ist er der evangelische Leiter der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Notfallseelsorge Mainz-Bingen und seit 2023 in gleicher Funktion bei der Notfallseelsorge Mainz.
Liebe Leserin, lieber Leser,
„… und siehe, es war sehr gut“ , so heißt es am Ende der Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift am Anfang der Bibel. Mich hat schon als Jugendliche begeistert, wie klug diese Darstellung der Schöpfung aufgebaut ist. Die Logik, die dahintersteckt, hält bis heute einer wissenschaftlichen Überprüfung durchaus stand. Folgerichtig wird aufgezählt, was alles erst geschehen muss, bis der Mensch überhaupt kommen kann. Kannten die Priester schon die Grundlagen der Photosynthese?
Wahrscheinlich ja, überhaupt kannten sie die Bedeutung des Sonnenlichtes für das Wachstum und das Leben allgemein, bis hin zur Wirkung auf die Psyche. Dass es eine sichere Abgrenzung zwischen Wasser und Land, Himmel und Erde geben sollte, war für die Menschen im alten Orient existenziell. Die Angst, dass einem der Himmel auf den Kopf fallen kann, war weit verbreitet. Vermutete man doch himmelwärts ebenfalls einen großen Ozean, der sich auf die Erde ergießen könnte und eine schreckliche Flut nach sich ziehen würde.
Darüber habe ich zugegeben lange gelächelt, bis mich Nachrichten von Erdrutschen erreichten oder von unbändigen Schneemassen und Regenfällen, so dass Dämme brachen und Flüsse über die Ufer traten. Da wurde mir bereits als Kind bewusst, wie wichtig fester Boden in jeder Hinsicht unter den Füßen ist.
Dass die kosmischen Elemente keine Götter sind, sondern schicksalhafte Naturgewalten und Orientierungsmittel auf unserem Planeten, war den Verfassern eine wichtige Erkenntnis.
Dass wir in einem Kosmos leben, den wir nicht anbeten können oder gar sollten, noch überschauen oder gänzlich durchschauen, sondern lediglich stückweise verstehen können, brachte die Menschen damals demütig und zum Staunen.
Psalm 8, 4-6:
4 Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: 5 was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? 6 Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.
(Lutherübersetzung 2017)
Der Mensch als „Krone der Schöpfung“?
Dass die Menschheit ihre prominente Stellung im Schöpfungswerk Gottes in seiner ganzen Tragweite heute neu definieren muss, wo schon so vieles schief gelaufen ist, liegt auf der Hand. „Krone der Schöpfung“ zu sein, ist gewiss ein Ehrentitel, dazu gehört aber viel Einsicht, Weisheit und Demut, wenn man dieser Ehre gerecht werden will.
Aufgrund der prominenten Stellung und der besonderen Fähigkeiten des Menschen, erwächst ihm große Verantwortung, Hüter und Beschützer zu sein im Auftrag Gottes (Genesis 2), mit Herz und Verstand, ohne sich anmaßen zu wollen, Maß aller Dinge zu sein und als Herrscher über Leben und Tod auftreten zu dürfen.
„Gott allein“ - so bekennen es die Juden in der Thora - ist Schöpfer, der gute Hirte, Retter, König ….. Wir sind sein „ Personal“ (Mietlinge), nicht unfehlbar aber mit vielen Möglichkeiten und Talenten beschenkt.
Dabei liegt es nicht in unser Macht „Kraft eigener Wassersuppe“ die Welt zu retten, wir können aber nach Wegen suchen, unserer Stellung und Aufgabe in der Schöpfung gerecht zu werden. Das alles mit Maß und Ziel und nicht mit der Brechstange! Staunend über die Schönheit der Natur und menschlicher Arbeit und Gestaltung, sitze ich an einem paradiesischen Ort.
Es ist Erntezeit und die Ernte ist gut. Reife Tomaten im Überfluss, Obst und Gemüse, Wein, Käse …..Ich höre die Frauen singen und lachen in der Küche, die die schönen Früchte, das Obst und das Gemüse verarbeiten. Alles mit Liebe produziert, geerntet wird nun verarbeitet durch viel Mann- und Frauenpower. Über 200 Menschen aus der Region zuzüglich Gästen und Freunden von überall, bringen jedes Jahr die Ernte ein. Abends wird eine lange Tafel gedeckt, man ißt gemeinsam, man lacht, erzählt und diskutiert.
In allem versucht man sich der Landschaft und der Natur anzupassen und nicht umgekehrt.
Eine schöne intakte Schafherde zieht im Hintergrund über die Weiden ihrem Hirten folgend. Ein archaisches Bild für Frieden, Schutz und Geborgenheit, dem man sich kaum entziehen kann.
Die Artenvielfalt der Wiesen und Weiden schlägt sich in der Milch, im Fleisch und auch im Käse nieder. Das alles seit vielen Jahrzehnten in der zweiten und dritten Generation.
Klein und bescheiden hatte man begonnen, heute fährt man nun mannigfach die Ernte ein.
Dort sind mir keine Vorträge gehalten worden. Ich wurde nicht belehrt. Ich wurde nach allen Regeln der Gastfreundschaft Teil der Gemeinschaft. Ich durfte mir alles ansehen und von allem probieren. Meine Fragen wurden beantwortet, das Selbstverständnis dieses Familienbetriebes erschloss sich mir fast von selbst. Für mich ist dieser Betrieb vorbildlich.
Liebe, Wissen, Kunst und Ehrlichkeit natürlich auch Geschäftssinn und ein hervorragendes Management kommen hier zum tragen und führen zum Erfolg. Man setzt nur auf Selbstvermarktung, ist also in keinem Supermarkt oder anderen Geschäften mit Produkten vertreten. Doch längst ist man weit bekannt. Der lange Atem und die Mühe und Arbeit haben sich gelohnt.
Gesegnet ist diese Arbeit, die so rücksichtsvoll mit allem umgeht.. Wir wissen, wie fragil Glück und Erfolg sind. Deshalb meine Bitte: Gott schütze die Menschen, die dort arbeiten, ebenso die Tiere, das Land, Haus und Hof samt der Familie, deren vierte Generation nun schon in den Startlöchern steht!
Vielleicht erkennt der eine oder die andere diesen Ort.
Vielleicht haben Sie auch schon einmal dort unter diesem Dach gesessen und eine leckere Brotzeit eingenommen. Vielleicht haben Sie auch in einem der liebevoll hergerichteten Weinberghäuschen gewohnt und Ihren Urlaub verbracht.
Es ist für alle Platz und es fällt genug für alle ab.
Man merkte, dass es Tieren wie Menschen hier gut geht. Keiner benimmt sich daneben. Wir sind Gäste und dürfen teilhaben.
Für mich war das ein wunderschönes Verweilen, ein Vorgeschmack auf das Paradies. „… und siehe, es war sehr gut!“ - wie wahr!
Beste Grüße aus Wackernheim! Ihre Pfarrerin Karin Becker
Psalm 36
6 HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. 7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. 8 Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! 9 Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. 10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Liebe Leserin, lieber Leser,
"Es mag einer tätig sein, wo immer er soll. Er darf nie vergessen, dass die Nation nur lebt durch die Arbeit aller!"
Klingt ganz gut, oder? Das Zitat stammt von Adolf Hitler…
Ja, Worte können Gift sein – mögen sie noch so unscheinbar, harmlos oder sogar gefällig daherkommen. Ich habe diese Worte gefunden in einem Mitgliedsbüchlein der Deutschen Arbeitsfront. Es hat meinem Opa gehört. Es lag in einem Kästchen zusammen mit einigen Briefen aus Russland. Mein Opa war ein guter Mensch, herzlich und lieb zu uns Kindern. Aber er hat schreckliche Dinge gesehen und er hat sehr wahrscheinlich auch schreckliche Dinge getan an der Ostfront. Unter anderem wegen dieser Worte.
Worte können Gift sein und sie töten schleichend.
Wir erleben das gerade wieder. Es gibt so etwas wie eine Renaissance des vergifteten Wortes – in Deutschland, überall auf der Welt. Wie gehen wir damit um in diesem Wahlkampf-Herbst?
Luther soll gesagt haben: "Pfaffen sollen beten, nicht regieren."
Also bloß nicht politisch einmischen.
So lebt es sich bestimmt gut, nicht nur als Pfarrer. Aber wir sollten uns das gut überlegen. Denn ich glaube, wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir uns ernsthaft fragen müssen, was wir eigentlich einmal unseren Kindern oder Enkeln sagen werden, wenn die uns fragen: "Was hast du gemacht, als Populismus, Hass, Lüge und Angst wieder salonfähig wurden?" Sollen wir dann sagen: "Ich wollte mich nicht politisch einmischen?"
Es geht nicht darum, irgendeinen Politiker zu nennen. Die Namen sind austauschbar. Es geht um das Gift, das uns eingeflößt wird – schleichend, aber tödlich.
Hass, Lüge und Erniedrigung zu predigen oder damit zu kokettieren ist nicht einfach nur niveaulos. Das ist zersetzend und zerstörend. Der Tod jeder Kultur und damit letztlich unser Tod. Wollen wir diesem Gift tatsächlich Raum geben? Wollen wir lieber schweigen und abwarten, weil es vielleicht doch nicht so toxisch ist, wenn es sich erst einmal etabliert hat?
Mischen Sie sich ein, bitte!
Auch und gerade jetzt. Denn es gibt eine Kultur, von der Europa seit Jahrtausenden weiß - auch wenn es in der Umsetzung oft hapert. Es ist die Kultur der Mitmenschlichkeit, der Nächstenliebe – so nennen es Juden und Christen. "Dikaiosyne" nannten es die Griechen, "zakat" nennt es der Islam.
Es ist die Kultur, die in jedem Menschen eine Würde entdeckt und die hoffnungsfroh um Frieden ringt. Eine Kultur, die auf Ausgleich bedacht ist zwischen reich und arm, Starken und Schwachen und die auf Anmaßung verzichtet und demütig bleibt. Diese Kultur gilt es hochzuhalten und zu leben. Das ist das wirksamste Mittel gegen den Populismus. Das ist nicht leicht, nein. Aber die Alternative ist der Tod durch Vergiftung.
Stehen Sie für diese Kultur ein! Denn die Namen aller 300 Millionen Kriegstoten des letzten Jahrhunderts geben Ihnen Recht, nicht den Demagogen.
Ihr Pfarrer Simon Meister
„Wir sind mehr“, skandierten die Menschen, während einer Rede, die ich am 4. Februar 2024 im Dollespark in Bodenheim gehalten habe. Dort hatten sich Hunderte von Menschen versammelt, um gegen jegliche Form von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und für Demokratie und Vielfalt zu demonstrieren. Zuvor hatten diejenigen, gegen die sich diese Proteste richteten, für sich reklamiert, für die schweigende Mehrheit zu sprechen.
Noch ist nicht entschieden, welche Mehrheit sich bei den drei im September 2024 stattfindenden Landtagswahlen bilden wird, aber ich hoffe, dass das Ergebnis der Wahlentscheidungen dem Monatsspruch für Juli entspricht: „Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.“ (2. Mose 23, 2) Oder etwas anders und positiv ausgedrückt: Du sollst dich denjenigen anschließen, die sagen und tun, was recht ist.
Für uns als Christ:innen ist der Maßstab dessen, was recht ist, die Botschaft der Bibel,
Mir ist es wichtig, diese Botschaft nicht nur in Gottesdiensten zu verkündigen, sondern auch außerhalb der Kirchengemeinde öffentlich zu vertreten und dadurch in die Bürgergemeinde, in ein Gemeinwesen hinein zu wirken.
Anlass für meine Beteiligung an der Demonstration war mein Erschrecken über das von vom „Recherchenetzwerk Correctiv“ aufgedeckte geheime Treffen in Potsdam. Dort wurden Pläne geschmiedet, Menschen mit ausländischen Wurzeln aus Deutschland zu vertreiben. Es war mir ein großes Anliegen, als Pfarrerin und zugleich stellvertretend für unzählige Christ:innen Stellung zu beziehen und klar zu sagen, dass die menschenverachtenden Äußerungen und Ziele, die sich mit dem Wort „Remigration“ verbinden, mit christlichem Gedankengut unvereinbar sind, dass diese der Botschaft und dem Geist Jesu Christi zutiefst widersprechen.
Doch darüber hinaus kommt es entscheidend darauf an, dass diese christlichen Werte jeden Tag neu verteidigt werden:
dann gilt es dagegenzuhalten, Flagge zu zeigen und für unsere christlichen Überzeugungen und Werte einzustehen.
Zeigen wir also Zivilcourage und sorgen wir dafür, dass der Ruf „Wir sind mehr“ nicht nur eine Behauptung, sondern eine überall sichtbare Realität ist.
Mein Lieblingsplatz in jeder Kirche ist – wen wundert es – die Orgelbank. Kaum sitze ich hier, greifen meine Hände nach den Tasten, und ich schlage die ersten Töne an. Ich möchte hören, wie der Klang den Raum erfüllt, spüren, wie mich das Orgelspiel glücklich macht. Abends allein im Kirchenraum und dann die Stille brechen mit den ersten Tönen, da kann ich gut abschalten, auch wenn es mir mal nicht so gut geht. Weil ich derzeit ein Orgelkataster im Dekanat Ingelheim-Oppenheim erstelle, sitze ich seit geraumer Zeit auf vielen mir unbekannten Orgelbänken. So lerne ich die verschiedensten Orgeln kennen, werfe einen Blick hinter die Orgelprospekte und begutachte die hochkomplexe Technik dieses Instruments, die mich von Jugend an immer schon fasziniert hat.
Für mich ist das Erkunden einer neuen Orgel wie das Kennenlernen eines Freundes. Und was ich dabei besonders genieße, ist, dass jedes Instrument einen ganz anderen Charakter hat. Jede Orgel fühlt sich anders an und wenn ich mehrmals in einer Kirche spiele, dann habe ich schon im Vorfeld im Gefühl, wie die Orgel klingen wird, ob sie z. B. oben zu mir auf die Empore rausklingt oder in den Kirchenraum.
So löst jede Orgel etwas anderes in mir aus – ähnlich wie es die unterschiedlichen Komponisten und Musikstücke, die ich in meinem Berufsleben bisher gespielt habe, tun. Am Schönsten ist es natürlich, wenn ich weiß, dass ich den Menschen mit meinem Spielen eine besondere Freude mache. So war es z. B. vor kurzem, als ich bei einer Aufführung auf Wunsch ein besonderes Musikstück auf der Orgel gespielt habe. Dann spüre ich wieder, dass der Organistenberuf wirklich mein Traumberuf ist.
E-Mail: norbert.gubelius(at)ekhn.de
Liebe Leserin, lieber Leser,
kennen Sie das auch: Es gibt Menschen, da fällt es mir von Jahr zu Jahr schwerer, eine Idee für ein Geschenk zu finden. Spiele ich den Ball zurück und frage konkret nach dem, was sich die Person wünscht, erhalte ich häufig die Antwort: „Nichts, ich habe alles“. Das ist die Art von Antwort, die ich fast fürchte und so gar nicht bekommen möchte. Denn wenn ich ein Geschenk mache, möchte ich meinem Gegenüber ganz materiell etwas Gutes tun. Und Gutes tun beim Schenken beinhaltet für mich: dass das Geschenk zu den Eigenschaften, den Interessen, der Lebensgeschichte und der Lebenssituation meines Gegenübers passt. Es soll ihm oder ihr ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Mit meinem Geschenk möchte ich sein bzw. ihr Herz berühren. Wenn ich das schaffe, dann verspüre ich Freude, dann bin ich glücklich und mein Gegenüber auch.
Aber gerade das ist eine ziemlich große Herausforderung, denn wir leben in einer Welt, in der sich jeder und jede oft die eigenen Wünsche bereits selbst erfüllt hat. Dann leuchtet mir die Antwort „Nichts, ich habe alles“ ein. Dennoch versuche ich immer wieder, ein passendes (materielles) Geschenk zu finden.
Auf der anderen Seite antworte ich seit einigen Jahren, wenn ich nach meinen Geburtstagswünschen gefragt werde: „Ich wünsche mir, dass du mich mit ein bisschen Zeit im Gepäck besuchst oder mich anrufst“. Ich brauche nichts Materielles damit ich glücklich bin. Menschen tun mir Gutes, wenn sie an mich denken und Zeit für mich haben. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass meine eigene Einstellung im Widerspruch zu meinem Bestreben steht, jemanden an seinem Geburtstag etwas (materiell) Gutes zu tun.
Wen wundert es deshalb, dass ich Anfang Mai bei einem Radiobeitrag im SWR, den SWR- Gedanken, die Ohren spitzte. Erzählt wurde die Geschichte einer Frau, die keine Lust mehr hatte sich an den mittlerweile sehr häufigen, obligatorischen „Sammelgeschenken“ zu beteiligen, die sie oft nicht gut fand. Aber gar nichts zu schenken, kam für sie auch nicht in Frage. Mittlerweile ist sie dazu übergegangen, ihren Freundinnen und Freunden eine Geburtstagskarte zu überreichen, der eine Spendenbescheinigung für eine gute Sache beigelegt ist. Der Zweck der Spende liegt dem bzw. der Beschenkten besonders am Herzen. Ganz dem Prinzip folgend: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Diese Idee setzte sich in meinem Kopf fest. Das wollte ich ausprobieren.
E-Mail: britta.nicolay(at)ekhn.de
Eine meiner Schwestern hat Ende Mai Geburtstag, und ich weiß, dass sie seit Jahren den Weihnachtsmarkt des Tierheims in ihrer Heimatstadt besucht und dann etwas für den Erhalt, die medizinische Versorgung und den Kauf des Futters spendet. Tiere, insbesondere Hunde, liegen ihr einfach sehr am Herzen. Ich habe mir also überlegt, dass auch ich etwas für dieses Tierheim spende. Die Spendenquittung lege ich dann in die Geburtstagskarte für meine Schwester bei und erkläre ihr das dann. So kann ich meiner Schwester und dem Tierheim Gutes tun. Ich bin sehr gespannt, ob ich damit ihr Herz berühren werde. Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert.