„Sind Sie der Stand, an dem man einen Segen bekommt?“, erwartungsvoll lächelnd steht eine Besucherin des Oppenheimer Weihnachtsmarktes vor Pfarrerin Vanessa Bührmann, die angesichts ihres Talars unschwer als Pfarrperson zu erkennen ist. „Aber natürlich, gerne“, antwortet die junge Pfarrerin, die seit dem 1. Juli 2025 stellvertretende Dekanin und Tourismuspfarrerin im Evangelischen Dekanat Ingelheim-Oppenheim ist. Auf ihre Initiative hin ist das Dekanat auf dem Oppenheimer Weihnachtsmarkt mit einem Engelsstand vertreten. Ausgestattet mit einer großen Leinwand mit zwei schneeweißen Engelsflügeln sowie stimmungsvoller Beleuchtung lädt das Dekanat am Oppenheimer Marktplatz zum Verweilen ein. Unter dem Motto „Sei ein Engel – hol dir den Segen“ stehen außerdem Engelspostkarten und -aufkleber zum Mitnehmen bereit und es besteht die Einladung zum Gespräch und zu einem Selfie. Wer möchte, kann sich auch segnen lassen. Haupt- und Ehrenamtliche des Evangelischen Dekanats stehen dazu bereit, machen Fotos von Menschen vor den Engelsflügeln und wer möchte, kann sich auch einen Fotoausdruck mit nachhause nehmen.
Die Frage „Waren Sie schon einmal ein Engel?“ wird von so manch Angesprochenem lächelnd bejaht, löst Heiterkeit aus, ist Aufhänger für freundliche Gespräche, in deren Verlauf aber auch ernste Themen aufkommen. Da ist die Frau, die von ihrer Trauer spricht, weil ihr Mann vor kurzem gestorben ist. Die Freundinnen, die sich gemeinsam segnen lassen, auch um Schutz vor Krankheit zu erbitten. Da ist der ältere Herr, der von den Sorgen und Nöten seiner Kindheit spricht. Lachen und Weinen liegen an diesem „Engelsstand“ dicht beieinander. Und überraschend viele möchten sich segnen lassen: „Auf die Frage ‚Möchten Sie einen Segen haben?‘, hat keiner meiner GesprächspartnerInnen ‚Nein‘ gesagt“, erinnert sich Pfarrerin Bührmann am Ende der zwei Markttage.
Viele eindrucksvolle Momente werden den StandbetreuerInnen am Ende in Erinnerung bleiben. Momente der echten Seelsorge, die zeigen, welche wichtige Rolle Kirche als Ansprechpartnerin für die Menschen spielt und wie gut es tut, zu reden. Und es zeigte sich, wie wertvoll es ist, wenn Kirche mitten im Leben der Menschen ist. Als der Stand am Sonntagabend abgebaut wird, sind alle 200 Engelskarten ausgegeben, die kleinen Schokolädchen an die Kinder verteilt und jede Menge Selfies und Fotos von angehenden kleinen und großen „Engeln“ gemacht. Die Erinnerung an den lebendigen Austausch und das häufig zu hörende Lob „Was für eine tolle Idee!“ – bestärkt Pfarrerin Bührmann in dem Vorsatz: „Nächstes Jahr sind wir wieder mit unserem Engelsstand im Dekanat unterwegs. Er hat uns viele wertvolle Begegnungen mit den Menschen ermöglicht!“