Fürchte dich nicht! – Aber es gibt doch so viel zu fürchten! Schon als Jesus geboren wurde, war das so. Heute ist es nicht anders: in der Welt, in der Geburtskirche in Bethlehem, in unserer Kirche, in unseren Häusern. Dinge, die Angst machen, weil wir sie nicht in der Hand haben. Veränderungen, deren Ende wir nicht absehen können. Worte, die wir nicht aussprechen, weil sie andere irritieren oder verletzen könnten, oder weil wir selbst zu viel von uns preisgeben würden.
Fürchte dich nicht! Unter dieses Motto haben wir unseren Segensstand auf dem Adventsmarkt in Oppenheim gestellt. Dort konnten sich Menschen als Engel fotografieren lassen oder eine Engelspostkarte mitnehmen. Manche erzählten uns sogar, wovor sie Angst haben oder wem sie die Furcht gerne nehmen würden.
Mit unserer Aktion wollen wir die Menschen an das erinnern, was der Engel in der Weihnachtsgeschichte sagt: Fürchtet euch nicht, euch ist heute der Heiland geboren! Denn ‚Fürchte dich nicht!‘, das kann man sich nicht selbst sagen. Das muss ein Gegenüber tun. Und weil man manchmal gerade die wichtigen Dinge vergisst, gab es ein Armband mit einem Engelsflügel zum Mitnehmen.
Fürchte dich nicht! Ich frage mich, was passieren würde, wenn ich mich an dieses Versprechen, diese Aufforderung, halten würde. Und mich einfach mal nicht fürchte. Nur für heute. So, wie es Papst Johannes XXIII. in seinen ‚10 Geboten der Gelassenheit‘* schreibt.
Nur für heute entscheide ich mich für das, was ich für gut und sinnvoll erachte – und nicht für das, was Unangenehmes vermeidet.
Nur für heute gehe ich mutig neue Wege und entdecke dabei vielleicht neue Seiten an anderen und an mir selbst.
Nur für heute höre ich dem anderen zu und höre wirklich hin, anstatt aus Angst auf meinen eigenen Ansichten zu beharren.
Nur für heute stehe ich zu meiner Haltung – für andere und für mich selbst.
Nur für heute fürchte ich mich nicht und schaue auf die wunderbaren Erzählungen über unseren Gott und glaube daran, dass sie genau heute, jetzt, in diesem Moment etwas bewirken.
Und für einen Moment halte ich es für möglich, dass irgendwo auf der Welt Frieden beginnt – in einem Hinterzimmer, bei einer Verhandlung, an einem Küchentisch. Es wäre möglich. Vielleicht genau jetzt.
Wir alle brauchen dieses ‚Fürchte dich nicht!‘. Sonst könnten wir unser Leben nicht leben. Schon Eltern trösten so ihre Kinder. Damit geht die Angst vermutlich nicht weg. Aber sie wird kleiner und setzt unser Leben in Relation. Die Angst bestimmt nicht mehr unser Tun. Wie gut, dass wir das jedes Jahr wieder hören!
Fürchtet euch nicht! Durch Ihre Worte und Ihr Tun haben Sie im letzten Jahr auf unterschiedliche Weise die Hoffnung in das Dekanat gebracht, mit uns gemeinsam kooperiert und uns unterstützt. Dafür bedanken wir uns herzlich bei Ihnen. Lassen Sie uns auch weiterhin gemeinsam diese Botschaft in die Welt tragen – an all die Orte, an denen wir unterwegs sind als Christenmenschen. Und weil man es sich selbst nicht sagen kann, sagen wir es noch einmal zu Ihnen, zu Euch:
Fürchte dich nicht! Dir ist der Heiland geboren.
Fröhliche und gesegnete Weihnachten