„Die Musik ist eine Kraft, die es mir erlaubt, meinen Glauben mit anderen zu teilen“

veröffentlicht 18.12.2025, Evangelisches Dekanat Ingelheim-Oppenheim

Musikprofessor Dr. Felix Koch möchte mit seinem Engagement nicht nur die Ohren sondern auch das Herz der Menschen öffnen

Wer Dr. Felix Koch in seinem Büro auf dem Gelände der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität gegenübersitzt, wird von seiner Begeisterung für die Musik und deren Wirkung förmlich angesteckt. Anschaulich beschreibt der Professor für Alte Musik und Konzertpädagogik wie aufwühlend und anrührend gerade das Einüben und Aufführen von Stücken sein kann, die für den kirchlichen Kontext geschrieben sind. Da ist z. B. das Telemann project. Ein Aufführungsprojekt, dessen Ziel die weltweit erste Gesamteinspielung des „Französischen Kantatenjahrgangs“ von Georg Philipp Telemann aus den Jahren 1714/15 ist. Als Direktor des Collegium musicums der Johannes-Gutenberg-Universität und Vorstandsmitglied des „Forums Alte Musik Frankfurt am Main“ widmet Felix Koch sich diesem ehrgeizigen (und mittlerweile auch international beachteten) Projekt als künstlerischer Gesamtleiter. „Als städtischer Musikdirektor in Frankfurt“, erklärt Koch, „hat Telemann hier für jeden Gottesdienst und jeden Festtag des Kirchenjahres eine Kantate geschrieben. Jede von ihnen ist eine musikalische Predigt.“ Für den Dirigenten Koch kommt hier zusammen, was zusammengehört: Musik und Glauben. „Für mich ist Musik ein „Booster“. Sie transportiert biblische Texte noch einmal ganz anders.“

In einem Elternhaus aufgewachsen, in dem der christliche Glaube ein wichtiges Fundament des guten menschlichen Miteinanders war (immerhin ist Felix Koch über seine Mutter, eine geborene „Harnack“, mit dem protestantischen Theologen und Kirchenhistoriker Adolf von Harnack verwandt), riss für Koch die Verbindung zur Kirche nie ganz ab: „Den inneren Glauben habe ich behalten, den lebe ich im Verbund mit der Musik“. Und über die Musik, aber auch die Predigten des Pfarrers für Mommenheim und Lörzweiler, Thomas Stegmann, fand er eine engere Bindung auch an die evangelische Kirchengemeinde in seinem Wahlheimatort Lörzweiler.  Als dann in Coronazeiten keine Gottesdienste in Präsenz stattfinden konnten, „habe ich dem Pfarrer angeboten, wir filmen die Gottesdienste“. Fünf Gottesdienste konnten so übertragen werden. Koch war „unfassbar glücklich“, diese Gottesdienste organisieren zu können. Und dann kam, was kommen musste: Pfarrer Stegmann fragte den Dirigenten, ob er sich nicht im Kirchenvorstand für den Bereich „Musik“ engagieren wolle. Koch sagte zu. Für den in Lörzweiler Zugezogenen war das Ehrenamt ein Glücksfall, denn „die Kirche im Dorf wurde für mich ein Anker mitten in die Gesellschaft des Dorfes hinein.“ 

Als für die Musik zuständige Kirchenvorsteher versuchte Felix Koch nun, sein Umfeld „mit dem, was mich bewegt, zu begeistern.“ So startete in Lörzweiler im Februar 2025 die Konzertreihe „Treffpunkt Musik“. Eine Kooperation zwischen der Hochschule für Musik Mainz und der Evangelischen Kirchengemeinde Mommenheim-Lörzweiler. Die September-„Ausgabe“ der Konzertreihe lockte immerhin mehr als 500 BesucherInnen in die ökumenisch (!) genutzte katholische Kirche Lörzweilers. Eine Win-Win-Situation für die Universität wie für die Region, findet Koch. Denn erstens erhalten die Studierenden Gelegenheit zum Konzert und zweitens kommt die professionelle Musik auf‘s Land. Dabei legt der Musikprofessor großen Wert darauf, die Musik nicht nur klingen zu lassen, sondern auch darüber zu sprechen, damit diese allen zugänglich ist. Gleiches gelte ja, so Koch, auch für eine gute Predigt. Denn auch hier gehe es nicht nur darum, die Bibel zu zitieren, sondern die ZuhörerInnen müssten direkt angesprochen werden, von der Predigt auch etwas in ihren Alltag mitnehmen. „Für die Theologie wie für die Musik gilt gleichermaßen“, davon ist der Musiker Koch überzeugt, „dass wir die Ohren und das Herz der Menschen öffnen wollen.“